Jährlich werden ca. 10 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane geleitet. Laut Hochrechnungen soll es beim status quo bis 2050 mehr Plastik als Fisch in den Meeren geben. Immer mehr, teilweise auch große, Kleidungshersteller setzen deswegen nun auf den Trend, Kleidung aus Recyclingplastik, welches aus den Meeren gesammelt wird, herzustellen. So wird dem Kunden das gute Gefühl gegeben etwas für die Umwelt zutun und das herstellende Unternehmen hat einen positiven Marketingeffekt. Doch retten wir durch das Kaufen von Kleidung aus Recyclingplastik die Umwelt? Werden wir in ein paar Jahren jedes Plastikteilchen, welches eigentlich im Meer gelandet wäre an der Haut tragen?
Vermutlich nicht.
„Der Grundgedanke ist natürlich nicht schlecht, aber langfristig ist der Umweltnutzen eher gering“, sagt Thomas Fischer, Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. Der Recyclingprozess ist sehr aufwendig, vor allem das chemische Reinigen des Plastikmülls ist sehr energieintensiv. Plastik aus den Weltmeeren kann mit vielen Schadstoffen belastet sein. „Wir zweifeln an, ob die Qualität zur Herstellung von Textilien taugt“, erklärt Fischer. „Es ist nicht ohne Weiteres möglich und kostenintensiv, die Schadstoffe aus dem Material zu trennen. In Ozeanplastik wurden etwa Pestizide nachgewiesen, die seit Jahrzehnten verboten sind.“ Somit ist eine gesundheitsschädliche Wirkung nicht auszuschließen.
Ein weiteres Problem ist die fehlende Planungssicherheit:
Fischer erklärt: „Die Unternehmen selbst haben ja auch keine Planungssicherheit. Die wissen nicht, welche Art und Menge des Kunststoffs an den Stränden rumliegt.“ Nicht jedes Plastik eigne sich für die Herstellung von Textilien. „Es ist eher Zufall, wenn sie genug PET finden, um daraus einen Fleece-Pullover zu machen.“ Und wenn dieser Fleece-Pullover dann einmal hergestellt ist, kann er nie wieder recycelt werden, da dies bei Stoffgemischen aus Natur- & Kunstfasern nicht möglich ist.
Ein treffender, zusammenfassender Begriff des gesellschaftlichen Umgangs mit Kleidung ist „Fast Fashion“. Dabei geht es um kurzlebige Kleidung mit geringer Qualität und einem günstigen Preis. Daraus folgt eine kurze Nutzungsdauer, wodurch ständig sehr viel neue Kleidung produziert werden muss, was zu starker Umweltbelastung durch Chemieeinsatz und Wasserverbrauch führt. Laut Hochrechnungen von Greenpeace hat sich der Absatz von Kleidung seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Sinnvoller wäre es, aus alter Kleidung neue Kleidung zu machen. Somit könnte man wichtige Ressource einsparen und energieintensive Herstellungsprozesse von Kleidung vermeiden.
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